Das Gesundheitswesen und damit auch unsere Praxis stehen vor dem Kollaps

Grippewelle, Kinder an RS-Virus erkrankt, anhaltend hohe Corona-Infektionszahlen, eine wirtschaftliche Schieflage sowie die Bedrohung durch den Krieg: Das macht uns allen Angst und betrifft unsere gesamte Bevölkerung. Viele vergessen, dass hier vor allem die hausärztlichen Praxen in Deutschland beruflich und privat doppelt dauerbelastet sind.

Die Teams in der ambulanten Medizin sind Menschen wie alle anderen auch, im Privatleben kracht es und beruflich stehen Arztpraxen mit Ihren Teams seit nunmehr fast 3 Jahren unter Hochdruck. Auch hier kommt es zu Infektionen beim Personal und deren Angehörigen (Corona-Infektion, Grippe, Kinder mit RS-Virus etc.).

Von Seiten der Politik fühlen sich diese Teams alleine gelassen. Die Bevölkerung wird nicht ausreichend darüber informiert, wie stark die Belastung in den Arztpraxen ist und sendet keine Signale zur Zurückhaltung an die Gesellschaft. Gesundheit ist das höchste Gut, ein Leben ohne Gesundheit bedeutet mangelnde Lebensqualität. In den wenigsten Fällen jedoch geht es aktuell um lebensbedrohliche Erkrankungen, zumindest in den hausärztlichen Praxen. Diese sind jedoch im deutschen Gesundheitswesen aktuell am meisten belastet.

Nutzen Sie die Möglichkeit der Akutsprechstunden bei Fachärzt:innen, die durch das TSVG (Terminservice- und Versorgungsgesetz) verpflichtend geworden sind: 

JA, Sie dürfen die Akutsprechstunden bei Orthopäden und Chirurgen (Rücken-/Gelenkschmerzen), HNO-Ärzt:innen (Akute Beschwerden im Kopf-/Halsbereich), Gynäkolog:innen (akute Beschwerden der Frau), Dermatolog:innen (akuter Hautausschlag, Juckreiz etc.), Urolog:innen (Beschwerden beim Wasserlassen, Nierenschmerzen etc.), Psychiater:innen und Neurolog:innen ( kurzfristig aufgetretene oder schlimmer gewordene psychische Symptome und neurologische Beschwerden) in Anspruch nehmen. Fragen Sie einfach nach und entlasten Sie dadurch Ihre hausärztliche Praxis.

Arztpraxen / medizinische Versorger, insbesondere hausärztliche Praxen, sollen weiterhin jegliche Dienstleistung sofort, präzise und medizinisch korrekt platzieren. Das erwartet eine immer ungeduldigere Bevölkerung auch in anhaltenden Zeiten einer Pandemie. Vergessen wird dabei, dass die allermeisten Arztpraxen seit 3 Jahren weit über ihre Kapazitäten das leisten, was sie eigentlich nicht leisten können. Und insbesondere wir sind der Meinung, dass die Bewältigung dieser Covid-19-Pandemie eigentlich ein Auftrag an den Staat gewesen wäre. Die Katastrophe war am Anfang gering und nun ist sie im vollen Gange.

Der Katastrophenfall wurde aber nie ausgerufen und somit waren der Staat / Katastrophenschutz / medizinische Behörden respektive die ärztlichen Standesvertretungen (Kassenärztliche Vereinigung) zu keiner Zeit aufgerufen direkt aktiv zu werden und radikal einzugreifen. Insbesondere die Körperschaft öffentlichen Rechts (Kassenärztliche Vereinigung) wurde unsererseits mehrfach dazu aufgefordert ALLE ihre Mitglieder zum Engagement zu verpflichten (Thema: Gründung einer Corona-BDZ für die Versorgung von Infektpatient:innen und Durchführung von Corona-Impfungen, Versorgung von Infektpatient:innen im ärztlichen Bereitschaftsdienst, Corona-Impfungen / Corona-Versorgung durch ALLE niedergelassenen Ärzt:innen und nicht nur durch Hausärzt:innen). 

Das Thema Coronainfektion, Corona-Impfung, Pandemiemüdigkeit, psychische Probleme, Fragen über Fragen, wirtschaftliche und soziale Nöte haben bei vielen Arztpraxen zu doppeltem Arbeitsaufkommen geführt. Die Kontaktfrequenz pro Patient hat sich verdreifacht, die psychischen Beschwerden nehmen dramatisch zu. Aber auch hier sind die Teams geschwächt durch Infektionen und den dadurch bedingten Arbeitsausfall sowie einem (wie auch im Krankenhaus-Sektor bereits bekannten) Exodus: Menschen entfernen sich aus ihrem angestammten Beruf, verringern Ihre Arbeitszeit, weichen aus….

Wir bitten Sie daher als angestammte Patient:innen unserer Praxis um konstruktive Mitarbeit: Hinterfragen Sie, ob eine direkte Kontaktaufnahme, der Weg hin zum persönlichen Arzt-Patienten-Kontakt in der Arztpraxis wirklich notwendig ist! Insbesondere bei leichten Beschwerden im Rahmen von Infektionen (Grippe, Erkältungsviren, Corona-Infektion etc.) helfen zumeist Tee und Ruhe. Nutzen Sie bitte die indirekten Kontaktmöglichkeiten unserer Praxis: eine telefonische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ist jederzeit möglich und auch rechtlich gesichert: Sie dürfen sich per Gesetz durch einen mittelbaren Kontakt für maximal 7 Tage krank schreiben lassen.

Hierfür bieten wir Ihnen unsere spontane Videosprechstunde für Akutfälle an:

Besser aber ist immer die vorige Terminvereinbarung unter diesem Menüpunkt, um sich mit uns in Verbindung setzen.

Oder Sie bitten per e-mail an kontakt@praxiswest.de um einen Rückruf durch die Ärztin / den Arzt Ihres Vertrauens.

Vielen Dank für Ihr Verständnis!

Ihre

Dr. med. Silke Orth, Dr. med. Patrick Kudielka und das gesamte Team der Praxis West