Jubiläum! 80 Jahre Praxisgeschichte

80 Jahre Praxis West

1945 – 2025

Von der Nachkriegszeit bis ins digitale Zeitalter – Moderne Medizin in einer modernen Gesellschaft?

1945: Die Anfänge in schwierigen Zeiten

„Wir hatten nichts – und doch mussten wir helfen…“ Drs. med. Lieselotte & Heinrich Orth

So beschrieben unsere Praxisgründer die ersten Jahre nach dem Krieg. Medikamente waren knapp, die Diagnostik beschränkte sich auf das Stethoskop, das Mikroskop und das geübte Auge. Die Wege in der Eifel waren weit, die Not groß – und der Respekt vor dem Arztberuf selbstverständlich. Ärztemangel allgegenwärtig, die ärztliche Hilfe wurde dankbar angenommen und zum Teil noch mittels Naturalien honoriert: wer etwas hatte, brachte es mit – Kartoffeln, Speck, haugemachte Wurst, Wein und vieles mehr.

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Hausärztlich rundum gut versorgt: Mit umfassendem allgemein­medizinischen Diagnostik- und Therapie­spektrum verstehen wir uns als Ihre ersten Ansprechpartner in allen medizinischen Fragen. Den Allgemeinmediziner oder praktischen Arzt früherer Jahre gibt es nur noch selten. Den gestiegenen Anforderungen an eine moderne medizinische Diagnostik und Therapie orientiert nach Leitlinien und Evidenz-basierter Medizin (EBM) wurde auch die Ausbildung zum Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin angepasst.

Bild: Praxis West, Privat

Medizinische Vielfalt über alle Fachgruppen hinweg, sehr viel breiter als heute: ein Landarzt für (fast) alles:

  • die Mutter von Dr. Ottmar Orth (Dr. med. Lieselotte Orth – Oma von Dr. Silke Orth) kümmerte sich als Allgemeinmedizinerin / Praktische Ärztin auch um die Frauenheilkunde (Gynäkologie) sowie die ganz kleinen Patienten (Pädiatrie). Sie führte zusammen mit ihrem Mann Geburten durch und übernahm neben der allgemeinen hausärztlichen Versorgung auch Assistenzen bei chirurgischen Eingriffen des Gatten und Praxispartners – so wie es in ländlichen Gebieten der Nachkriegszeit selbstverständlich war.
  • der Vater von Dr. Ottmar Orth (Dr. med. Heinrich Orth – Opa von Dr. Silke Orth) machte in den ersten Nachkriegsjahren seine häufigen Hausbesuche mit Fahrrad und Moped in die umliegenden Dörfer und auch zur Bundeswehrkaserne in Kürrenberg – bei jedem Wetter, bei Tag und Nacht, an Sonn- und Feiertagen. Einen organisierten, ambulanten ärztlichen Notfalldienst gab es nicht.
  • die Patienten kamen oft zu Fuß, mit dem Rad oder per Eisenbahn vom Westbahnhof in die Praxis nach Mayen. Autos waren noch rar. Vertrauen war das wichtigste „Medikament“, Erreichbarkeit und Nähe die Grundlage.

1970 – 2000: Aufbruch in die Moderne

„Plötzlich hatten wir Geräte, die uns in Sekunden Informationen lieferten, für die wir früher Tage gebraucht hätten…“ Dr. med. Ottmar Orth

Mit der zweiten Generation begann der technische Fortschritt mitten im ländlichen Raum: Dr. Ottmar Orth wurde 1979 aktives Mitglied der „Familienpraxis“ und integrierte nach und nach als ausgebildeter Internist verschiedene technische Neuerungen in der Praxis: EKG, Lungenfunktion, Sonografie, Herzultraschall, Röntgen, Endoskopie (Magen- und Darmspiegelung). Für viele Patient:innen waren diese Innovationen die ersten Begegnungen mit moderner Diagnostik und Bildgebung in einer ambulanten Praxis – ohne lange Wege in die nächstgelegene Klinik.

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die Labormedizin wurde ab 1974 durch Annelie Orth (Ehefrau von Dr. Ottmar Orth und Mutter von Dr. Silke Orth) systematisch aufgebaut. Sie führte zudem als erste leitende Kraft Personalverantwortung und professionelles Praxismanagement ein – Meilensteine auf dem Weg von der Einzelpraxis zum teamorientierten Betrieb. Effizienz in der Arztpraxis? Ja: Terminvergabe, EDV mit Praxisverwaltungssystem und nicht mehr nur Karteikarten – das hatte sich Annelie Orth auf die Fahne geschrieben!

Medizinisch wie organisatorisch wuchs die Praxis in die Moderne. Gleichzeitig begann die Bürokratie spürbar zuzunehmen: mehr Formulare, mehr Verwaltung – und damit leider weniger Zeit am Menschen.

2000 – heute: Zwischen Hightech und Hochdruck

„Das Internet hat alles verändert – unsere Patienten sind heute informierter, aber auch ängstlicher…“ Drs. med. Silke Orth & Patrick Kudielka

Viele technische Errungenschaften wurden in den fachärztlichen Bereich überführt. Diese Spezialisierung war notwendig, um die moderne medizinische Qualität zu gewährleisten – brachte aber für Patient:innen neue Umwege mit sich. Spezialuntersuchungen wurden nun nicht mehr von der breit aufgestellten hausärztlich-internistischen Praxis vor Ort, sondern im spezialisierten Zentrum oder Facharztpraxen erbracht:

Mit dem sich rasch verbreitenden fachmedizinischen Wissen – also mehr Medizin in der Tiefe als in der Breite – kommt die Herausforderung für eine nicht nur hausärztlich, sondern auch technisch sehr gut aufgestellte ambulante Praxis. Was kann an professionalisierter Medizin weitergeführt werden? Welche sprechende und erklärende Medizin bleibt übrig?

Kann die Mehrgenerationen-Praxis Drs. Orth diesen Spagat stemmen?

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Und jetzt auch noch PC und Internet?

„Gegenseitiger Respekt und ein Basisvertrauen als Grundlage einer zielführenden ärztlichen Tätigkeit und Behandlung sind nicht mehr selbstverständlich gegeben. Mein Wunsch: mehr Entlastung und Freiraum für die dringend notwendige Patienten-nahe Medizin“ – so formuliert es Dr. Ottmar Orth im Jahr 2025.

„Als Mediziner sind wir gefordert, die Schnelllebigkeit medizinischer Veränderungen sowie das Angebot vorhandenen Wissens durch die Transparenz des Internets in den medizinischen Alltag zu integrieren…“

Heute stehen Ergebnisse von bildgebenden Untersuchungen wie CT, MRT oder die Laboranalytik, der fachärztliche Befund in Hochgeschwindigkeit zur Verfügung – untermauert durch evidenzbasierte Leitlinien. Nie war Medizin präziser und besser. Doch die Kehrseite kennen alle Praxen: weder die Mitglieder der Teampraxis noch die betreuten Patienten kommen mit dieser Geschwindigkeit zurecht.

  • überbordende Bürokratie, Zeitdruck und eine Gesellschaft im Wandel verschärfen die ohnehin knappen zeitlichen Ressourcen
  • das Netz macht Patient:innen mündiger – und zugleich unsicherer, wenn Informationen ohne Kontext Angst schüren
  • immer weniger fachlich ausreichend ausgebildetes Assistenzpersonal
  • zunehmender Wunsch nach Erwerbsarbeit ohne Berufung – z. B. 4-Tage-Woche
  • mangelnde Bereitschaft zur Weiterbildung
  • Respekt, früher selbstverständlich, ist heute nicht mehr garantiert – Lautstärke, Ungeduld, Beleidigungen belasten die Teams

Heute: Erfahrung trifft Digitalisierung

„Manchmal sagen die Leute: Mit 78 könnte ich doch längst im Ruhestand sein. Aber ohne meine Patienten fehlt mir etwas.“ Dr. Ottmar Orth

Mit weit über 70 Jahren unterstützt Dr. Ottmar Orth die medizinische Versorgung auch heute noch – Erfahrung, die keine Maschine ersetzt. Gleichzeitig wissen wir: ohne digitale Werkzeuge lässt sich die Fläche nicht mehr versorgen.

Ohne Digitalisierung (Homepage, Internet, Digitale Rezeption, Telefon-KI-Assistent) könnten wir heute in der Praxis West den zahlenmäßigen Wunsch nach medizinischer Versorgung und bürokratischer Dienstleistung nicht bewältigen. Für manche Patienten scheint sich dies unpersönlich, unnahbar oder unfreundlich anzufühlen – letztlich ist es aber eine Handreichung:

Nur durch digitale Terminvereinbarung, Anamnese, Dokumentation und strukturierte Abläufe schaffen wir es, Zeit einzusparen – für die persönliche Versorgung am Menschen.

Patient:innen, die Probleme mit den digitalen Abläufen haben, bitten wir inständig, sich Hilfe im persönlichen und häuslichen Umfeld oder bei unserem Personal zu holen!

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Gute Medizin braucht gegenseitigen Respekt, Verständnis, Vertrauen und engagiertes Miteinander

  • Online-Terminplaner: rund um die Uhr buchen statt Warteschleife
  • Digitale Onlinerezeption: strukturierte Anfrage für Rezepte, Überweisungen, Anträge
  • Telefon-KI-Assistent: sortiert Anfragen nach Dringlichkeit, entlastet das Team
  • Moderne EDV & digitale Patientenakten: strukturierte Abläufe, sicherer Datenaustausch

Diese Tools sind keine Spielerei, sondern Antworten auf knappe Ressourcen. Dennoch erleben wir: viele Patient:innen verweigern digitale Angebote – bis hin zu Anfeindungen. Das schmerzt. Denn Ziel ist nicht Distanz, sondern Entlastung für mehr persönliche Nähe in der Sprechstunde.

Deutschland und die Digitalisierung – ein schwieriges Verhältnis

Während andere Länder seit Jahren konsequent digital arbeiten, ringt Deutschland um Basisschritte. Häufig fehlt der politische Rückhalt; oft wird der Status quo bewusst verteidigt.

Das Ergebnis spüren Patient:innen wie Teams gleichermaßen:

  • der Wunsch nach moderner, schneller, individueller Medizin ist groß
  • zugleich zwingen uns gesetzliche Vorschriften (BÜROKRATIE) zu mehr Dokumentation
  • Folge: weniger Zeit für Gespräche, weniger Zuwendung – obwohl sie heute wichtiger wären denn je

Digitalisierung = Depersonalisierung?

Leben ist Lernen: alleine essen, sprechen, laufen…

Leben bedeutet Veränderung. Auch wenn wir meinen, früher sei alles besser gewesen, leben wir jetzt – und gestalten die Zukunft hoffentlich selbst mit.

Ein Beispiel: Ein Patient, heute 65, kam kürzlich in Rente. Er sagte, er wolle nun die nächsten 30 Jahre in Ruhe und Frieden leben – wisse aber, dass dies nur mit adäquater medizinischer Begleitung möglich sei. Doch er sei nicht in der Lage, das Internet zur Rezeptbestellung zu nutzen, und komme mit dem digitalen Telefonassistenten nicht zurecht.

Fakt: Als dieser Patient 17 war, kamen die ersten Heimcomputer. Mit 34 war das Internet für Privatnutzer verfügbar. Er hatte über 30 Jahre Zeit, sich mit der digitalen Welt vertraut zu machen.

Früher bauten Menschen Kartoffeln im Garten an – heute nutzen wir Supermärkte und Self-Service-Kassen. Klappt das nicht, holt man sich Hilfe.

Wir nehmen Sie gerne an die Hand und zeigen Ihnen, wie Sie auch auf digitalem Weg mit der Praxis West verbunden bleiben können.

Informiert – und doch verunsichert: das Internet als Doppelgesicht

Das Netz kann den mündigen Patienten hervorbringen – und tut es oft auch. Aber ohne Filter werden Symptome zu Schreckgespenstern, Fehlinformationen wirken überzeugend, Algorithmen verstärken Angst.

Unsere Aufgabe ist heute mehr denn je: Einordnen. Beruhigen. Prioritäten setzen.

Unser Anspruch für die Zukunft

Wir verbinden, was zusammengehört – und bauen die Brücke in die Zukunft:

  • die Breite der Landarzt-Medizin von einst (Geburten, Gynäkologie, Pädiatrie, Hausbesuche)
  • die Pionierarbeit der zweiten Generation (Sonografie, Endoskopie)
  • den Aufbau der Labormedizin, Personalführung und Praxisorganisation
  • die digitale Gegenwart mit Online-Terminplanung, KI und moderner EDV

Unser Ziel bleibt: menschliche, respektvolle, evidenzbasierte Medizin – für eine Region, die auf Verlässlichkeit angewiesen ist.

Dafür bitten wir um Mitwirkung:

  • Akzeptieren Sie digitale Wege
  • Respektieren Sie die begrenzte Zeit pro Termin

Darum setzen wir auf Digitalisierung und die Unterstützung von künstlicher Intelligenz, um Zeit für echte Medizin freizuschaufeln.

Denn eines ist heute genauso wahr wie 1945:
Gute Medizin braucht Respekt, Vertrauen und Miteinander – dann kann sie auch in einer modernen Gesellschaft bestehen.

Wir wünschen Ihnen einen schönen Tag – und für die Zukunft alles Gute.
Gerne zusammen mit uns!

Ihr Team der Praxis West